Wirtschaftsstrafrecht: Am Montag zum Prozessauftakt erschien der ehemalige BayernLB Vorstand Gerhard Gribkowsky sichtlich locker mit seinen drei Anwälten bzw. Strafverteidigern und erklärte sodann, dass er keine Aussage zur Sache machen werde.
Ihm wird vorgeworfen, insgesamt 66 Millionen Dollar veruntreut zu haben, die an Bernie Ecclestone, dem Chef der Formel 1, gezahlt worden seien. Anders rum soll der Kopf der Formel 1 knapp 44 Millionen Dollar an die „Stiftung Sonnenschein“ überwiesen haben, welches Gribkowsky gehörte. Seit knapp einem dreiviertel Jahr befindet sich dieser in Untersuchungshaft und die Konten sind seitdem eingefroren.
Im Raum steht das Geschäft mit Anteilen einer Gesellschaft, die zum Kreis der Formel 1 zählte im Jahre 2005 und zuvor die BayernLB nach der Pleite der KirchMedia 2002 als Pfand für einen Kredit erhielt. Nach erfolgreichem Verkauf der Anteile veranlasste Gribkowsky die Zahlung von 66 Millionen Dollar an ein Unternehmen von Ecclestone. Später im Jahre 2007 hätte der F1-Guru nach Angaben der Staatsanwaltschaft dann getarnt und über diverse Briefkastenfirmen in der Karibik rund 44 Millionen Dollar an die „Stiftung Sonnenschein“ überwiesen. Diese Summe diente demnach als eine Art „Beratungshonorar“
Es steht einer der größten Prozesse der vergangenen Jahre an. Über 40 Zeugen und unter anderem Bernie Ecclestone sollen geladen werden und die Verteidigung fährt bereits große Geschütze auf.
Und dann holten die Anwälte des Angeklagten gleich einmal richtig aus zum ersten Schlag. Ihr Mandant sei Opfer einer „Hetzjagd“ von der Staatsanwaltschaft und den Medien ließen sie verlauten. Außerdem sagte der Strafverteidiger Rainer Brüssow: „Solche Zahlungen sind in der Formel 1 üblich, auch in dieser Höhe.“ – Und lieferten so gleich ein gefundenes Fressen für die Medien.
Die Staatsanwaltschaft erklärte, Gribkowsky habe bei der bayrischen Landesbank durch Bestechlichkeit und Untreue insgesamt einen Schaden von 66 Millionen Dollar verursacht. Zudem habe er noch über 14 Millionen Euro Steuern hinterzogen. Im Fall einer Verhaftung drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Die Strafverteidiger geben sich trotz allem jedoch sehr optimistisch und rechnen mit einem Freispruch. Ihr Argument lautet: Die Bank habe keinen Verlust, sondern eher Gewinn durch dieses „Management“ gemacht. Ein ganz normales Geschäft eben.
( SZ, 24.10.2011 )